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Mottaker: KONRAD MAURER
Datering:29. mars 1875
Sted: DRESDEN
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Hochgeehrter Herr Professor!
Obwohl ich nicht die Ehre habe, Ihnen persönlich bekannt zu sein, wage ich doch in Anbetracht sowohl des Interesses, welches Sie in wissenschaftlicher Hinsicht meinem Vaterlande erwiesen haben, als auch des Wohlwollens, wofür so viele meiner Landsleute Ihrerseits unvergessliche Beweise empfangen haben, an Sie eine Frage zu richten, deren Beantwortung mir von Wichtigkeit ist.
 
 
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Die Sache ist folgende. Die 6 letzten Jahre meines elfjährigen Aufenthaltes ausserhalb der Heimath habe ich hier in Dresden zugebracht, wo mein Sohn ein Gymnasium besuchte, dessen Obertertia er durchgemacht und zu Ostern verlassen hat, und somit auch das Gymnasium, da nämlich in diesem die zwei obersten Klassen von dem neuen Director aufgehoben worden sind.
Ich muss mich daher für ihn nach einer anderen Unterrichtsanstalt umsehen, und, da ich lange den Wunsch gehegt habe, München näher kennen zu lernen, so habe ich mich entschlossen, in der ersten Hälfte des April dorthin zu ziehen.
Zweier Fragen halber befinde ich mich indessen in Ungewissheit. Erstens weiss ich nämlich nicht, inwiefern die süddeutsche Schulordnung dermassen mit der norddeutschen zusammenfällt, dass ein Schüler ohne zu viel Zeit zu verlieren, von dieser letzteren zu der erstgenannten übergehen kann, namentlich so, dass er bei dem Uebergange nicht Gefahr läuft, in einer niedrigeren Klasse angebracht zu werden als die, welche er hier hätte beanspruchen können.
Zweitens erlaube ich mir, vorzufragen, ob es in München ein Gymnasium giebt, am liebsten ein privates, das besonders für Ausländer empfehlenswert ist, und, wenn dies der Fall wäre, in welchem Theile der Stadt dasselbe gelegen ist, damit ich mir bei meiner Ankunft eine Wohnung in einer nicht allzu grossen Entfernung von der Schule suchen kann. Vornehmlich würde ich darauf Gewicht legen, ob der Unterricht in den fremden modernen Sprachen, französisch und englisch, von geborenen Franzosen und Engländern geleitet würde. Dagegen würde die Confession der Schule für mich kein bestimmendes Moment sein.
 
 
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Sollte es in Ihrer Macht stehen, und wären Sie geneigt, mir mit einigen Zeilen Aufschluss über die erwähnten Punkte zu geben, würde ich Ihnen sehr dankbar sein, und ich bitte mir die Erlaubnis aus, Ihnen bei meiner Ankunft in München meinen Dank bringen zu dürfen und Sie um Verzeihung zu bitten, dass ich gewagt habe, Ihnen diese Mühe zu verursachen.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Henrik Ibsen,
Schriftsteller aus Norwegen.
P. S. Meine Adresse ist: Wettiner Strasse, 22.

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